Mit EMAS, ISO 14001 und Co. können Sie Ihr Unternehmen validieren bzw. zertifizieren. Unternehmen setzen auf Wettbewerbsvorteile und Imagegewinn, die mit den Siegeln und Zertifikaten verbunden sein sollen. Aber die Frage ist: welches System einführen? Und wie aufwendig ist das?
Da streiten sich die Geister
Die einen schwören auf die ISO 14001, weil sie eingebettet in die Welt der DIN-Normen ist, andere rümpfen die Nase und halten EMAS hoch, weil es doch viel weiter geht. Wir bringen für Sie Licht in den Umweltdschungel. Ganz klar vorneweg – beide Systeme hängen inzwischen eng zusammen. Dennoch gibt es Unterschiede, die für Sie vielleicht ausschlaggebend sind bei der Entscheidung für eines der Systeme.
Die EMAS-Verordnung wurde 1995 eingeführt, dann 2001 und noch einmal 2009 überarbeitet. Schon bei der ersten Überarbeitung wurde sie an die ISO 14001 angeglichen, so dass nun beide Umweltmanagementsysteme kompatibel sind. Sie wurde auch auf alle Organisationen ausgeweitet. Nun können auch Verwaltungs- und öffentliche Einrichtungen an EMAS teilnehmen.
EMAS und ISO haben viel gemeinsam
Beide Systeme haben zunächst das gleiche Ziel: Sie wollen die Umweltverantwortung von Unternehmen, Organisationen und der Gesellschaft insgesamt hervorheben und systematisch fördern. Dazu gehört, Mitarbeiter, Kunden, Kooperationspartner und andere Stakeholder des Unternehmens dafür zu sensibilisieren. Außerdem bedeutet es, konkrete Maßnahmen einzuleiten und umzusetzen, um genau definierte Umweltziele zu erreichen.
Geltungsbereich
Während die ISO-Norm ein weltweit gültiger Standard ist, beschränkt sich die Teilnahme am Umweltmanagementsystem EMAS auf die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und seit 2009 auch auf Drittstaaten. In vielen Bundesländern existieren Vereinbarungen mit der Wirtschaft zu Umweltschutz und Umweltmanagement. Zur Teilnahme an solch einem „Umweltpakt“ verlangen die Länder z.B. EMAS bzw. gewähren EMAS-Unternehmen besondere Vorteile.
Rechtsstatus
Beide Systeme weisen einen unterschiedlichen Rechtsstatus auf: die ISO 14001 ist weiterhin privatwirtschaftlich organisiert, während das aktuelle EMAS-System auf der EU-Verordnung 1221/2009 basiert.
Prüfverfahren
Auch bei den Verfahren zur Zertifizierung bzw. Validierung gibt es deutliche Unterschiede: Die Zertifizierung nach der ISO 14001 nehmen akkreditierte Zertifizierungsstellen vor, die EMAS-Validierung erfolgt durch einen zugelassenen Umweltgutachter und wird anschließend registriert.
Ziele
Über das Ziel, eine ständige Verbesserung des Umweltmanagementsystems, die beide Systeme verfolgen, hinaus, geht EMAS noch einen Schritt weiter. Hier wird auch die Umweltleistung des Unternehmens, also das tatsächliche Ergebnis (z. B. die Senkung von Emissionen), ins Auge gefasst.
Betrachtete Umweltaspekte
Die ISO konzentriert sich hier auf die direkten Umweltaspekte, die kontrolliert und beeinflusst werden können. EMAS wendet sich auch indirekten Umwelteinflüssen zu, bis hin zu Umweltleistungen der Lieferanten und Auftragnehmer.
Zielgruppe
Die ISO 14001 und EMAS eignen sich für je unterschiedliche Zielgruppen. Dies kann z.B. von dem Grad der Globalität des Unternehmens abhängen.
Anwendungsbereich
Nach der ISO-Norm können Sie Ihr gesamtes Unternehmen zertifizieren lassen. Die EMAS-Validierung dagegen bezieht sich nur auf einen Standort oder Betrieb innerhalb einer Organisation.
Nachweis der Teilnahme
Das ISO-zertifizierte Unternehmen erhält ein Zertifikat. Die EMAS-validierte Organisation darf mit dem EMAS-Logo werben, auf der Homepage oder auf Briefpapier darf es abgebildet werden. Zusätzlich wird diese Validierung in das deutsche oder europäische EMAS-Register eingetragen.
Öffentlichkeit informieren
Wenn es um die öffentliche Kommunikation geht, unterscheiden sich die beiden Systeme sehr. Mit der ISO 14001 bleibt es Ihnen überlassen, ob und wie intensiv Sie die Öffentlichkeit an Ihrer Umweltpolitik teilhaben lassen möchten. Sie können das in Ihre normale Unternehmenskommunikation integrieren. EMAS verpflichtet Sie, alle drei Jahre eine Umwelterklärung zu veröffentlichen.
Mitarbeiter involvieren
Einen großen Unterschied zwischen den Umweltmanagementsystemen (UMS) EMAS und ISO 14001 finden Sie bei der Frage nach der Mitarbeiterbeteiligung. Diese wird von der ISO-Norm nur empfohlen, bei EMAS ist sie direkter Bestandteil des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses.
ISO 14001 | EMAS | |
Ziel | Kontinuierliche Verbesserung der UMS | Kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung und des UMS |
Basis | Internationaler Standard DIN EN ISO 14001, ohne Rechtscharakter, erste internationale Zertifizierungen 1996 |
Öffentlich-rechtliche Grundlage als europäische Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 Umsetzung in Deutschland durch Umweltauditgesetz Erste europ. Registrierungen 1995, heute weltweite Teilnahme möglich |
Teilnahme | Handel, Dienstleister und Industrie | Alle Organisationen, die ihre Umweltleistung verbessern wollen |
Anforderungen | UMS einführen, dokumentieren, verwirklichen, aufrechterhalten und ständig verbessern:
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Zusätzlich zu den Anforderungen der ISO 14001 fordert EMAS:
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Prüfsystem | Privatwirtschaftlich | Hoheitlich |
Prüfverfahren | Zertifizierung | Validierung und Registrierung |
Nachweis des Systems | Zertifikat | Eintrag ins Register, Teilnahme-Logo |
Einstieg in das System | Über Einrichtung des gesamten auditierbaren Systems | Über die erste Umweltprüfung |
Systemgrenzen | Organisationseinheit | Ganze Organisation |
Produktbetrachtung | Fester Bestandteil des Systems | Fester Bestandteil des Systems |
Öffentlichkeit | Veröffentlichung der Umweltpolitik | Pflicht zur Veröffentlichung der Umwelterklärung sowie Werbung mit dem EMAS-Logo |
Zuerst ISO, dann EMAS?
Wenn Sie anstreben, Ihr Unternehmen nach der ISO 14001 zertifizieren oder nach der EMAS-Verordnung validieren zu lassen, müssen Sie auf jeden Fall die Normforderungen erfüllen. Für die EMAS-Validierung müssen sie darüber hinaus noch weitere Anforderungen erfüllen.
- Erstellen und Validieren Sie die Umwelterklärung mit Kennzahlen.
- Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter in den kontinuierlichen Verbesserungsprozess mit ein.
- Führen Sie vor der ersten Validierung eine Umweltprüfung durch, also ein Audit, das Sie dokumentieren.
- Das Umweltaudit und das Umweltmanagementsystem müssen sich an der Umweltleistung orientieren.
- Beachten Sie: der Umweltgutachter nimmt die echte Umweltleistung in den Blick.
- Wenn der Umweltgutachter Verstöße gegen Rechtsvorschriften feststellt, wird er die Umwelterklärung nicht für gültig erklären.
- Nach dem Validierungsaudit durch den Umweltgutachter werden die zuständigen Behörden um eine Stellungnahme zur beantragten Validierung gebeten